Menschen, die wir bewundern - #3: Mike Dimkich (Bad Religion, The Cult)

Irgendwann kommt vielleicht der Tag, an dem du in deinem Auto sitzt und gemütlich hinter einem Bus herfährst, ohne an viel zu denken, ohne Stress und Druck - und dann plötzlich von einem Ultramarin-blauen Set Lauf- oder Radbekleidung irritiert wirst, das hinten an diesem Bus im Wind flattert.

Gar nicht so unwahrscheinlich, dass du gerade hinter dem Tourbus einer der einflussreichsten und bekanntesten Punkbands herfährst. Und die vor dir flatternden Klamotten einem der Gitarristen gehören, der sie dort gestern nach dem Sport zum Trocknen aufgehängt und heute morgen vergessen hat, als der Bus zur nächsten Show in der nächsten Stadt aufgebrochen ist.

Mike ist ein Läufer

175 – das sind nicht etwa die Autobahnkilometer, die der Bus zwischen zwei Auftritten zurücklegen muss. Nein, es sind die Laufkilometer, die Mike Dimkich in dieser Woche absolviert hat. Mike ist einer der Gitarristen von Bad Religion – und während die Punkrocker auf Tour sind, läuft er jeden Tag! Nicht etwa einmal ums Festivalgelände oder im Hotel auf dem Laufband. “Mike The Serb” schnürt seine Laufschuhe für ungefähr 20 Kilometer pro Tag - oder mehr, wenn es der Zeitplan hergibt.

Mike wurde 1968 in Kalifornien geboren und ist heute ein auffällig schlanker Kerl, der früher Gitarrist war bei Suckerpunch, Channel 3, The Cult und Sex Pistols’ Steve Jones. Heute ist er Teil der Punk Rock Helden Bad Religion und ein ernsthafter Ultra-Läufer. Und Ultra-Radfahrer. 

“Als Rock’n’Roller kannst du dich entweder für ein unfittes und ungesundes Leben voller Alkohol und Drogen entscheiden - oder du machst das Beste aus den manchmal eher langweiligen Tagen auf Tour", erzählt Mike, als wir kurz vor der Bad Religion-Show beim Hurricane-Festival in Scheeßel zu einem 23-Kilometer-Lauf aufbrechen. “Ich habe mich entschieden, als ich 22 war und nicht mehr in mein liebstes Rock'n'Roll-Accessoire gepasst habe. Das waren damals weiße Lederjeans.” Es war 1990, als Mike zu seinem ersten Lauf aufbrach: “Es war furchtbar! Ich bin einen Kilometer gelaufen und dann habe ich keine Luft mehr bekommen. Ich musste zurück gehen.” Herausforderung angenommen!

“Ich wollte schon früh ein guter Musiker werden und habe mit dem Gitarre spielen angefangen als ich 12 war. Damals habe ich meine Gitarre beim Aufwachen in die Hand genommen und vor der Schule geübt. Aufgehört habe ich Nachts, wenn ich zu müde wurde. Wenn du wirklich gut werden möchtest in einer Sache, dann musst du davon besessen sein. Das habe ich zuerst von meiner Musik gelernt: Du musst üben, üben, üben, wenn du das Beste aus dir selbst herausholen möchtest”.

Also lief Mike. Und lief. Startete 1992 bei seinem ersten Marathon: "Ich hatte keine Ahnung von Training oder davon, dass man sich bei einem Marathon verpflegen sollte - und bin hart eingegangen." Herausforderung angenommen!

Mikey lief seinen zweiten Marathon. Seinen dritten…

Und dann wurde er zum Ultra-Marathon-Läufer. Während der the Cult-Tour 2001 (Mike spielte dort Gitarre, bevor er bei Bad Religion anfing), bereitete er sich auf den Angeles Crest 100 Mile Endurance Run vor und quetschte jede Woche 130 oder mehr Wochenkilometer zwischen Auftritte, kurze Nächte und die Aufgabe, den Tour Bus von einem Ort zum nächsten zu steuern. 118 Läufer nahmen teil, nur 64 erreichten das Ziel nach 100 Meilen. Mike wurde 26. – generell keine schlechte Zahl, wenn ihr uns fragt.

In dieser Zeit versuchte Mike "mindestens einen Marathon pro Jahr" zu laufen. Neben einigen anderen Wettkämpfen. Er kam 2002 zum Beispiel als einer von nur vier Läufern beim 100 km 'Pier to Peak' run in Los Angeles, seiner Heimatstadt, ins Ziel.

Kurz nach diesem Erlebnis spürte Mike, dass das viele Laufen Spuren hinterließ - er verletzte sich und fühlte sich mental ausgebrannt. Also endlich Zeit für den echten Rock'n'Roll-Lifestyle - Sex, Drogen, Bier und Wein?

Mike ist ein Radfahrer

Nicht mit Mike the Serb! Er fing an Rad zu fahren - natürlich nicht "rund-um-den-Parkplatz", sondern All-in: “Ich fand es immer schon aufregend, bei Radrennen zuzuschauen. Das Leiden und die Hingabe schien mir ähnlich zu sein wie beim Laufen. Aber mit viel mehr Stil und Panache!” Mike legte sich ein Rennrad zu und - Überraschung! - fuhr immer längere Strecken. Und startete bei einigen Rennen. Zum Beispiel bei der "Tour of Two Forests". Nach 217 Meilen mit mehr als 12,000 Fuß Kletterarbeit wurde Mike 26. (schon wieder unsere beiden Lieblingsziffern, Mike!).

Einige Jahre lang sicherte sich Mike eine Ecke im Bad Religion-Tourbus für seine Laufschuhe und ein Rennrad, nachdem er Greg Hetson (wegen Drogenproblemen gefeuert) als Gitarrist bei Bad Religion ersetzte. “Auf unserer ersten gemeinsamen Tour haben mich Greg Graffin, Jay Bentley und Brian Baker noch ziemlich amüsiert und ungläubig angeschaut, wenn ich mich in meine Rad-oder Laufsachen geschmissen habe.” Zumindest für einen von ihnen hat sich das innere Kopfschütteln aber später offenbar in Faszination gewandelt: Brian Baker hat sich von Mikes Leidenschaft anstecken lassen und ebenfalls mit Radfahren angefangen. 

Wenn er nicht auf Tour ist, fährt Mike Dimkich vor allem eins seiner Räder (er besitzt mehrere, teilweise ausgediente Profi-Bikes). Zuhause fährt er dann nahezu jeden Tag: " Meine Nachbarn kennen mich als Radfahrer und Läufer, die meisten haben wohl keine Ahnung, dass ich auch Musiker bin." Kein Wunder, radelt und läuft er doch zu fast allen täglichen Zielen: "Während der Covid-Pandemie und dem einhergehenden Home-Schooling ist die Batterie meines Autos verreckt. Ich habe es einfach nicht benutzt, weil ich meinen Sohn nicht zur Schule gefahren habe."

Wenn Bad Religion auf Tour ist, läuft Mike meistens nur, "einfach aus Bequemlichkeit". Es ist halt leichter in den manchmal vollen Tagesplan unterzubringen. Vor allem, wenn Bad Religion in Europa tourt und einen Mix aus eigenen Konzerten und Festivals absolviert. Zuhause wird also Rad gefahren und auf Tour gerannt?  “Auf Tour tendiere ich eher zu dem Laufsachen, das stimmt. Es ist weniger Wetter- und Streckenabhängig. Aber ich nehme immer wenn es geht auch ein Rad mit und versuche es zu nutzen, wenn es reinpasst. Ich strebe eigentlich immer einen guten Mix aus Radfahren und Laufen an und versuche, jeden Tag eine der beiden Sportarten unterzubringen. Oder beide, haha." Auf Tour und auch zuhause. “Ich bewege mich einfach gern. Und ich glaube, dass du als Musiker fit sein musst. Körperlich und auch mental. Denn das ist tatsächlich manchmal harte Arbeit und geht über das Bejubelt-werden weit hinaus. Wenn du nicht fit bist, ist deine Show scheiße! Und die Menschen kommen fahren extra hin und zahlen Geld dafür, uns zu sehen. Natürlich erwarten sie dann auch, dass wir etwas Gutes abliefern." 

Und Mike liefert ab! Beim Ausdauersport und in seiner Musik. Jeden einzelnen Tag. Mit seinem Lebensstil ist Mike The Serb eine echte Vorlage für das, wofür Fe226 steht, oder? Wie könnten wir einen solchen Typen nicht bewundern?

Zurück auf die Autobahn: Wenn du den Bus langsam überholst und einen schlanken, gut gekleideten Mann mit Halstuch entdecken solltest: Bitte lächle ihm zu, winke und bestelle liebe Grüße von seinen Freunden von Fe226.

Hier kommt unsere Playliste mit Mike Dimkich' Musik bei Bands wie Bad Religion, The Cult, Channel 3 or Suckerpunch:

Und klicke hier für unsere verschiedenen Playlisten voller Punkrock und anderer motivierender Musik. Mit ihnen kannst du deine Lauftechnik verbessern und dich an eine Schrittfrequenz von 180 herantasten. Ein Rhythmus, den man bei vielen Weltklasse-Läufern findet.

Mike Dimkich (Bad Religion) ist nur einer der Menschen, die wir in unserem "Menschen, die wir bewundern"-Blog vorstellen. Hier findest du die anderen tollen Menschen, schau mal rein!

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